Erziehung der Kinder
Bevor wir darüber sprechen, wann und wie die Erziehung anfängt, müssen wir auf die Frage antworten, was das Erziehungsziel ist und was wir Eltern erreichen möchten. Jeder Elternteil wird das Erziehungsziel wahrscheinlich etwas anders definieren, die meisten aber möchten höchstwahrscheinlich ein glückliches Kind großziehen, das fähig ist, ein selbstständiges Leben in der Gesellschaft zu führen.
Wann sollten wir also mit der Erziehung anfangen?
Die Beziehung zwischen den Eltern und dem Kind beginnt schon von der Geburt an, sich zu formen. Das Gefühl der Sicherheit und das Gefühl in der Familie geliebt zu sein, bilden die Grundlage für die Gestaltung eines positiven Selbstbildes des Kindes (das ein dringendes Element für das Glück in der Zeit des Erwachsenseins ist). Somit fängt die Erziehung (wenn wir dem vorher gesetzten Ziel folgen) schon bei der Geburt des Kindes an. Genauer gesagt, fangen wir an, über die Erziehung am Ende des ersten Jahres zu sprechen bzw. nach dem ersten Jahr. In dieser Zeit zeigt sich das erste Mal, dass wir dem Kind Grenzen setzen müssen, das ist die Zeit, wenn es anfängt sich selbstständig zu bewegen. Bei der selbstständigen Erkundung der Umgebung trifft das Kind das erste Mal auf Grenzen, die von den Eltern gesetzt werden (z. B. das Kind greift zu einem heißen Gegenstand, einer der Eltern verhindert den Kontakt damit, so dass sich das Kind nicht verbrennt). Es kommt hinzu, dass das Kind in diesem Alter schon fähig ist, gewisse Grenzen zu verstehen und zu berücksichtigen, was ein Baby noch nicht kann.
Wie sollten wir die Erziehung angehen?
Noch nicht zu lange zurück war es so, dass eine „feste Hand“ als beste Erziehung galt und es musste stimmen, dass wir das Kind am leichtesten gefügig machten, indem wir unseren Willen durchsetzen. Die Gesellschaft änderte sich aber, sie entwickelte sich und Gewalt ist nicht erwünscht. Die körperliche Bestrafung der Kinder ist verboten und eine erhebliche Anzahl der Erwachsenen fragt sich, wie man überhaupt erziehen sollte, womit und auf welche Weise. Als Antwort auf übertrieben strenge Erziehung und gewaltsame Erziehung in der Vergangenheit hat sich die permissive Erziehung entwickelt, die dem Kind vollkommene Freiheit ließ, was sich aber später als nicht entsprechend herausstellte, genauso wie übertriebene Strenge bzw. übertriebenes Durchsetzen der Macht der Eltern. In der Überflutung der verschiedenen Erziehungsansätze, die den Eltern verschiedene Arbeitstechniken mit Kindern bieten, fragen sich Eltern aber auch andere Erwachsene oft, welcher der richtige Weg, welche Methode zu verwenden sei. Die Antwort ist wahrscheinlich die, dass es kein einheitliches Konzept für eine gute Erziehung gibt, eine einzige Methode, Technik, die alle Probleme lösen würde und für immer gelten würde. Da sich die Gesellschaft dauernd verändert (und das Erziehungsziel ist es, ein Kind in einen Erwachsenen zu erziehen, um ein selbständiges Leben in der Gesellschaft führen zu können), ändert sich natürlich auch die Erziehungsweise. Hinzu kommt, dass sich Kinder schon bei der Geburt nach dem Temperament unterscheiden, später vergrößern sich diese Unterschiede wegen der unterschiedlichen Umgebungen, in denen die Kinder aufwachsen. Trotzdem können wir Erwachsenen als Leitsatz einige „Regeln“ annehmen, die wir aus den Bedürfnissen des Kindes, seiner Entwicklung herleiten können.
Wenn ein Baby geboren wird, weiß es gar nichts über die Gesellschaft, in die es geboren wurde und in der es einmal selbstständig leben wird. Wie lehren wir es also darüber? Die meisten Erwachsenen antworten darauf so, dass sie folgende Sachen aufzählen: das eigene Vorbild, das Erklären von Forderungen, Zielen, Regeln, Grenzen, die in der Gesellschaft gelten, Lob, Belohnung. Kritik des Benehmens und Strafe. Wenn wir dieses Kommunikationswerkzeug in das Umfeld (sowohl physisches als auch soziales) hineinsetzen, in dem sich das Kind geliebt, angenommen und vollkommen sicher fühlt, haben wir über die Erziehung alles gesagt.
Goldene Erziehungsregeln
Es ist unmöglich, ein Konzept auszuführen, das allen Eltern bei der Erziehung dienen würde und für alle Kinder zutreffen würde. Trotzdem können wir die sogenannten „goldenen Erziehungsregeln“, die den Eltern als Leitsatz helfen, ihren eigenen Erziehungsstil aufzubauen, ableiten. Neben Liebe und dem Gefühl der Sicherheit, die das Kind unbedingt für seine ungestörte Entwicklung braucht, sollten Sie sich noch folgendes merken:
- Das Lob soll bei der Erziehung in der Regel und nicht als Ausnahme gebraucht werden. Sein Zweck ist die Rückmeldung über das entsprechende Benehmen des Kindes. Wir sprechen es aus, damit wir dem Kind bestätigen, dass sein Benehmen in der Gesellschaft erwünscht ist und dass es dies auch in der Zukunft machen kann. Besonders gilt es das Lob zu betonen, das dem Kind selbst gilt und nicht nur dem gewünschten Benehmen des Kindes (z.B. Du bist ein sehr freundlicher Junge.). Das hilft dem Kind nämlich ein positives Selbstbild zu gestalten.
- Ziele, Forderungen, Grenzen, die wir dem Kind setzen, müssen harmonisch mit seinen Fähigkeiten sein. Zu niedrige Ziele sind für das Kind keine Herausforderung und führen nicht zu der Verwirklichung des Potentials des Kindes, zu hohe Ziele verursachen zu viele negative Erfahrungen und haben schlechten Einfluss auf das Selbstbild des Kindes.
- Wenn sich das Kind nicht gemäß den Regeln oder der Vereinbarung benimmt, brauchen wir eine Rückmeldung darüber. Es ist wichtig, dass sich die Kritik immer auf das Benehmen des Kindes bezieht und niemals auf es als Person. (Niemals: Du bist ein böses Mädchen, aber: Was du gemacht hast, ist nicht in Ordnung). Es muss aber auch die Erklärung beinhalten, warum das Benehmen ungeeignet ist, was seine Folgen sind und welches Benehmen in der gegebenen Situation angepasst ist bzw. erwartet wird. Nur so wird das Kind daraus lernen können.
Es ist wichtig, dass wir dieses langfristige Erziehungsziel immer im Sinn haben. Es passiert nämlich oft, dass wir Eltern uns in dem Dilemma befinden, was zu tun ist, wie wir auf das Benehmen des Kindes reagieren sollen. Dann hilft es oft, wenn wir Abstand von der momentanen Situation nehmen und, uns die Frage stellen, welchen Einfluss die Reaktion der Eltern darauf hat, ob das Kind ein glücklicher Erwachsener wird und ob es fähig sein wird, ein selbstständiges Leben in der Gesellschaft zu führen. Genau dieser Blick in die Zukunft ermöglicht den Eltern einen Einblick in die momentane Situation und folglich in die dementsprechende Reaktion.